„Hallo ! Schön, dass Du Dich meldest.“ Am anderen Ende der Leitung: Stille. Dann sagt die weibliche Stimme vorsichtig lachend: „Hallo! Bist Du krank, hast Du Carona?“ „Nein, ich habe nicht Carona, auch nicht Corona. Ich habe mir einfach eine lästige Sommergrippe eingefangen.“ „Bist Du Dir sicher? Solltest Du nicht lieber zum Arzt gehen? Wer weiß, wo Du überall warst. Die Symptome sind schließlich bei vielen Menschen atypisch. Vielleicht auch bei Dir? Wobei…? drang die Stimme weiter auf mich ein. Du willst doch nicht als Virenschleuder durch die Gegend wandeln?“ „Nein, das will ich selbstverständlich nicht. Ich bleibe ja auch brav zu Hause im Bett.“ „Ja, und dann? Wie stellst Du Dir das vor?“ „Dann werde ich wieder gesund und ….“ „Ob das vernünftig ist?“……
Am nächsten Tag ereilt mich ihr zweiter Expertenanruf: „Wie geht es Dir heute, schon besser?“ „Noch nicht wirklich. Ich bleibe nach wie vor brav im Bett und nehme mir die Zeit meine Grippe in Ruhe auszukurieren.“ Die Stimme wurde drängender und die Worte mahnender: „Du? Solltest Du nicht vielleicht doch zum Arzt gehen?“ „Nein, das sollte ich nicht, antwortete ich leicht verärgert. Schließlich will ich meine Grippeviren weder im Wartezimmer des Arztes ablegen noch anderen Menschen beim nächsten „Hatschi“ so einfach „umhängen“. Wenn Du weißt, was ich meine,“ versuchte ich besänftigend einzuwenden. „Da hast Du auch wieder Recht, antwortete Sie mir zustimmend. Aber, also wenn es doch die Corina Viren sind?“ Irgendwann gab ich auf und sagte: „Du hast Recht, ich werde 1450 anrufen.“
Und bevor ich Ihnen jetzt den nächsten Anruf schildere und den übernächsten, halte ich zusammenfassend fest: „Bei allen mit Freunden geführten Telefonaten kam die Frage „Hast Du Carona, Corina oder Corona?“ ungewöhnlich schnell.“ Es menschelt, wie wir so schön sagen, wieder einmal gewaltig in Österreich und dank Corona gibt es bereits jetzt zigtausend Hobby Gesundheitsexperten, die in den nächsten Wochen und Monaten vor „Strafen“ wie sozialer Isolation oder Zurechtweisung wohl kaum zurückschrecken werden. „Du sei mir bitte nicht böse, aber ich glaube es ist besser, wenn Du nicht zum Grillfest in zwei Wochen kommst.“ „Du bist alt genug, aber ich würde mich testen lassen.“
Um es vorwegzunehmen, ich ließ mich testen und mein Testergebnis war NEGATIV. An dieser Stelle ein großes Dankeschön all den helfenden Mitstreitern rund um 1450, der Gruppe Gesundheit und Soziales und dem Roten Kreuz. Alle Telefonate waren professionell, mitfühlend und informativ. Nach nur 4 Stunden besuchte mich eine junge Dame vom Roten Kreuz überraschenderweise ohne Ganzkörperkondomverkleidung. Dafür mit einem Lächeln, mit einer FFP2 Schutzmaske, einer Brille, Gummihandschuhen und einer Plastikschürze bewaffnet. Hier sei erwähnt, alle Utensilien trug Sie an der vorschriftsmäßig richtigen Stelle des Körpers. In Ihrer rechten Hand hielt Sie ein überdimensional langes Wattestäbchen, das mir zurief: „Ich komme gleich.“ Nachdem die junge Dame mir ein aufmunterndes Lächeln schenkte, sagte Sie: „Das könnte jetzt etwas unangenehm werden, aber keine Sorge es ist gleich vorbei“ und schob mir das Wattestäbchen langsam aber zügig in das rechte Nasenloch. Irgendwann stieß Sie auf Widerstand, um im gleichen Moment davor „zurückzuschrecken“ und sich gefühlvoll ohne Hektik zurückzuziehen. Es wird doch nicht mein Hirn gewesen sein? Ein Gedanke jagte den anderen und ein leichtes schelmisches Lächeln huschte über meine Lippen. Nach wenigen Sekunden war der ganze Zauber vorüber. Sie stecke das Stäbchen in ein Röhrchen, um mich kurz darauf mit einem wohlwollenden Nicken und freundlichen Worten der Genesung zu verlassen. Rund 30 Stunden später erhielt ich eine kurze SMS mit der Nachricht: Ihr Testergebnis ist NEGATIV.
Heute nach 5 Tagen Couch-Potato Dasein geht es mir schön langsam besser und allen Experten, die an meiner nasalen Stimme noch immer Carona, Corina oder Corona meinen zu erkennen, kann ich endlich mit dem Brustton der Überzeugung begegnen: „Mein Testergebnis ist negativ und übrigens mit meiner Vermutung …..lag ich goldrichtig. Trotzdem danke für den Hinweis…..und ja klar komme ich zur nächsten Grillparty.“