Ist es nicht wurscht, welchen Kommunikations-Stil jeder von uns bedient oder sich unbewusst angeeignet hat? Stil hin Stil her, ist Stil wirklich besser als stil-l sein? Angesagt ist offen-sichtlich, stil-los zu jedem Tagesthema seinen Senf dazuzugeben, zu liken oder unliken, zu bewerten, zu kommentieren, zu be- und zu verurteilen. Ich wundere mich immer, woher die Menschen dafür die Zeit und die Lust nehmen. Vor allem die, die fleißig arbeiten und die, die, wenn sie nicht im zur Normalität von Herrn und Frau Österreich gewordenen Stress sind, im selbstdiagnostizierten Burnout ihren Berufsalltag verbringen. Ich frage mich auch immer öfter: wer oder was hat heutzutage überhaupt noch Stil und bitte, wie recht-schreibt man Stil? Stil, Stiel, Stil-l, Style, Steil …..?
Wenn wir einen kurzen Blick auf die Weltbühne werfen und die aktuelle Uraufführung des possenhaften Dramas „D(ictato)r. Kim Jong Un and Mr. Trump“ – ganz ehrlich, wer schert sich schon um deren Kommunikationsstil? Außer der internationalen Medien. Denn je schärfer das verbale Säbelrasseln ist, umso höher Einschaltquoten, Auflagenzahlen. Otto Normalverbraucher findet deren „Gezwitschere“ zwischen Twitter-Account und Public-Viewing-Staatsfernsehen mitunter cool – ein lässiger Dialog quer über die Weltkugel und „leiwand, wir san live dabei, eh in sicherem Abstand. Uns in der Alpenrepublik trifft die Raketn ja net!“
Mit den Kommunikations-Stilen ist es wie mit den Führungsstilen. Es wurden schon Tonnen von Papier dazu produziert und unzählige Theorien darüber nicht in Stein, aber in 1000e Bücher gemeißelt. Daran wird sich auch zukünftig nichts ändern, denn auch dieser Wirtschaftszweig möchte leben!
Kennen Sie Karel Schwarzenberg? Der hat wahrlich einen Kommunikationsstil, der sicherlich nicht wissenschaftlich fundiert beschrieben sich in einschlägiger Literatur wiederfindet. Der ist nämlich einzigartig – Markenzeichen „aristokratisch archaisch“. Interessanterweise bedient er sich einer etwas archaischen Ausdrucksweise sowohl im Tschechischen, seiner Muttersprache, als auch im Deutschen. Egal, „veraltete“ Worte aus dem Munde des ehemaligen tschechischen Außenministers, des angetretenen Kandidaten zur letzten Präsidentenwahl in der Tschechei, des gerne geladenen TV-Gastes zu Diskussionen über die Russlandsanktionen, haben es inhaltlich und intellektuell in sich, auch wenn er zwischen seinen Wortmeldungen einnickt, oder schläft, wenn andere am Wort sind. Wahrscheinlich berührt ihn deren „Zutexten“ nicht. Er berührt mit seiner Ausstrahlung, auch wenn er ab und zu ein „power napping“ einlegt, oder gerade deswegen?
Die vielen österreichischen Y-er, Z-ler, Slasher, die sich gerne und oft in der Steiermark am Kreischberg auf ihren Snowboards austoben, kennen Herrn Schwarzenberg vielleicht nicht, aber eines seiner „zu Hause“. Ja, in der imposanten Burg, die oberhalb des Stadtzentrums von Murau thront und an der jeder Snowboarder am Weg zum Kreischberg und den geilen Boarder-Events mit dem Auto vorbeifährt, genießt er seine Sommerfrische. Wir haben ihn vor zwei Jahren auf einer Tankstelle getroffen. Der adelige Schloss- und Großgrundbesitzer, Ex-Außenminister und hochrangige Politiker hat im lockeren Stil – Bekleidung wie Sprache – mit einem Motorradfahrer über seine lässige Maschine geplaudert, bevor er sich von uns ansprechen und in ein Gespräch verwickeln hat lassen, als hätten wir gerade zufällig einen guten Bekannten getroffen.
„Beim Reden kommen die Leute zusammen.“ Ja, wir schaffen das und wir schaffen das auch weiterhin, egal in welcher Rolle wir uns gerade auf dem Planeten beruflich wie privat befinden und bewegen und mit Sicherheit über Stil-Grenzen hinaus. Thinker, Blogger, Influencer, Speaker, egal, jeder mündige – arbeitende, pensionierte oder gerade am Selbstfindungs-Trip befindliche – Mensch kann, darf und muss seinen Beitrag in Worten und Taten für eine „gesunde“ Zukunft leisten.
Wir schaffen dieses „globale“, immer mehr digitalisierte lassen Sie es mich Lebens-Projekt nennen allerdings nur, wenn wir selbst-denkend und eigen-verantwortlich mit unseren unterschiedlichen Kommunikationsstilen quer durch den Generationenmix vor-bildliche Kommunikation, gegenseitiges Verständnis und lösungsorientierte Zusammenarbeit vor-leben. Vor allem dann, wenn wir eine Sprache finden, mit der wir in Dialog treten können. Diese Sprache kann, darf und soll – in allen Sprachen der Welt – auch humorvoll sein.
Also los, reden und schreiben wir nicht nur darüber, sondern aktivieren wir eigenes Denken und gestalten wir miteinander unsere Zukunft. Ohne Worte wird’s nicht gehen. Konzentrieren wir uns auf Inhalt, Wahrheit und emotionale Weckrufe mit all den stilvollen, stilreichen aber auch stillen Facetten außerhalb von Fake und Fuck.
Ist es nicht unser aller Interesse, manchmal sogar Sehnsucht: Missverständnisse AUS-räumen, mit Manipulation AUF-räumen und der Meinungsfreiheit ihren verdienten Platz EIN-räumen?!
Der rechtsphilosophische Grundsatz: „Was du nicht willst das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“! könnte zu einem kommunikativen Blockbuster werden: alle Geschlechter, alle Altersschichten, alle Kulturen, jeder Mensch mit seiner ganz individuellen Kommunikationsfähigkeit, seiner Sprache im Monolog oder im Dialog, analog oder digital, alle fühlen sich von diesem „KNÜLLER“ gleichermaßen angesprochen. Und dieser Knüller würde wie im Filmgeschäft die kommunikativen Verluste unserer Gesellschaft ausgleichen.
Was halten Sie davon?