Schlagzeilen in einschlägigen Medien zu Beginn der 20er Jahre – 2020!!
Ich muss gähnen. Liegt’s an den ungewöhnlich hohen Wintertemperaturen oder am grau-trüben Wetter vor meinen Home-Office Fenstern? Weder noch.
Es liegt am Thema. Ich kann es nicht mehr hören und nicht mehr lesen. Aber nicht, weil ich es langweilig und überflüssig empfinde, nein, ganz im Gegenteil. Arbeitete ich selbst doch über viele Jahre als HR-Business-Partnerin in internationalen Industriekonzernen. Wieso war ich nie eine verwaltende Service-Einrichtung mit schlappem Personal-Hut?
In mir schlummerten offensichtlich ahnungslos die wesentlichen Voraussetzungen, von vielen abwertend als soft skills bezeichnet, für eine proaktive, mitgestaltende Personalchefin, der die Rolle der Business-Partnerin nicht erst angeboten werden musste: Neugierde, Mut, Unternehmergeist und Humor. Nein, ich habe sie mir selbst zugeschrieben, die Partner-Rolle: Mediatorin, Kommunikatorin und Coach.
Mein unternehmerisches Umfeld, ohne Namen zu nennen, hat mein Partnership-Angebot nicht auf Anhieb verstanden. Ich wurde nicht einmal mit meinem Namen angesprochen, sondern kurz und bündig mit HR (Human Resources): HR soll, HR kann, HR darf, HR muss … Das ist wie wenn Sie permanent zu Ihrem Lebenspartner rufen: „Mann, du musst noch einkaufen gehen, aber vorher leert Mann den Mistkübel aus!“ Eines Tages bin ich in die Vorstandssitzung gekommen: „Meine Herren, darf ich mich kurz vorstellen, HR, Helena Rubinstein.“ Die männlichen Lacher waren auf meiner Seite und plötzlich war ein partnerschaftlicher „guter Draht“ hergestellt. Der Spitzname blieb!
Aber das Business-Partner-Gen steckte schon viel früher in mir. Wenn ich als Job-Kandidatin bei Interviews gefragt wurde: „Wo wollen Sie in 5 Jahren stehen?“ war meine spontane Antwort: „Ich möchte eine wichtige, unverzichtbare Mit-Unternehmerin, Mit-Gestalterin in einem zukunfts- und erfolgsorientierten, innovativen Unternehmen sein. Und, am Abend genauso lachend vom Job nach Hause gehen, wie ich in der Früh gekommen bin!“
An dieser Stelle muss ich Ihnen verraten, dass ich diese Frage schon immer für absolut schwachsinnig gehalten und daher aus meinem Fragen-Repertoire bei Interviews als HR-Verantwortliche gestrichen habe. Aber ich habe eines Tages eine für mich passende Antwort darauf gefunden: ICH kann die Zukunft am besten voraussagen, wenn ich sie selbst gestalte.
„Ich will unternehmen und werde von Ihnen permanent zum Unterlassen gezwungen“ war im Laufe meiner HR-Karriere einmal meine Begründung, als ich meine Kündigung auf den Tisch meines aristokratischen, autokratischen Chefs legte. Ich hatte nie nur eine PowerPoint Präsentation, sondern tatsächlich etwas zu sagen und danach noch viel mehr zu tun. An dieser Stelle können sich Firmenchefs und Führungskräfte fragen, ob ihr Betrieb das Synonym Unternehmung überhaupt verdient hat, oder sie gerade als unterlassende Niederlassung am Markt unterwegs sind. Ja, Begriffe, Worte, Bezeichnungen und ihre subtile Strahlkraft … Haben Sie schon einen Verkauf oder noch immer einen Vertrieb, der Ihre Kunden vertreibt?
Seit fast 20 Jahren, also seit ich als HR-Managerin, als Business-Partner durchgestartet bin, ist viel Donau das Wasser hinuntergeflossen. Jetzt spinnt sie komplett! Nein ich habe mich nicht verschrieben, ich lasse meinen Freud’schen Versprecher, besser gesagt Verschreiber, stehen, denn er beschreibt, durch meine Brille betrachtet, sehr treffend die Entwicklung vieler HR-Abteilungen und deren Aufgabenbereiche in unserem Lande. Schlechte Nachricht: Stoppt die nicht begangenen „Fehler“, d.h. die HR-Unterlassungen, bevor die Spezies der HR-Business-Partner ganz ausstirbt!
Gute Nachricht: Niemand braucht Personalisten, wie sie technokratisch bezeichnet werden, neu erfinden, sondern die Personalisten selbst brauchen nur ihren „alten Hut“ entstauben, frisch dekorieren mit Mut, Improvisation, Kreativität und Humor, und sofort aufsetzen anstatt ihn gleich mal an den Nagel zu hängen. Das erregt Aufsehen und inspiriert zum Tragen. Zum Tragen von Verantwortung und Hut: Unternehmenszweck und Betriebsgeheimnisse HÜTEN, Mitarbeiter beHÜTEN mit hörbarem „HUT ab, was du leistest“, beHUTsam mit Kunden umgehen, darauf achten, dass die kulturelle HUTschnur des Unternehmens nicht reißt und dass überforderten Führungskräften nicht der individualisierte HUT hoch geht, dort verHÜTEN, wo es unternehmerisch Sinn macht, nicht die Raunzer und Bremser in ObHUT nehmen, sondern die Ideenlieferanten und Macher … Wer träumt nicht von so einem schillernden huttragenden Business-Partner, der nicht defensiv im Vorzimmer der Geschäftsleitung in Deckung geht, sondern offensiv mitgestaltet?
Worauf also warten? Bis die letzten Mitarbeiter und Kunden erfolgreich vertrieben sind? Oder auf einen geburtenstarken Jahrgang geborener HR-Profis mit Business-Partner-Profil hoffen, die sich ausgerechnet in Ihrer Unternehmung oder Unterlassung niederlassen möchten?
Wenn es aus eigenem Antrieb nicht gelingt, dann holen Sie CRIS in Ihr Unternehmen. Frischer Wind und frische Luft kommen bekanntlich immer durchs Fenster von draußen und nicht aus dem hauseigenen Umluft-System.