Zwei Freundinnen im Facetime Video Chat.
Nina: Du wirkst müde, was ist los?
Ich: Hast Du schnell erkannt. Die Kamera ist besser als ich dachte. Gratuliere.
Nina: Nicht zynisch werden. Ich kenn Dich viel zu lange. Also, was ist los?
Ich: Ich war bei meiner Allergologin und wollte Ihre Einschätzung zu den derzeit verfügbaren Impfstoffen.
Nina: Bei wem warst Du?
Ich: Na, bei meiner Allergie Ärztin.
Nina: Wieso sagst Du das nicht gleich? Und was hat Sie gesagt?
Ich: Zuerst diskutierte Sie mit mir über das Impfchaos in Österreich und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Sie mir zwischen den Zeilen folgendes zu verstehen geben wollte: „Machen Sie sich keinen Kopf, Sie kommen FRÜHESTENS im Sommer dran. Allerfrühestens… und bis dahin gibt es mit Sicherheit zusätzliche Informationen und vielleicht sogar neue Impfstoffkandidaten….“ Dann hat Sie mir ein Datenblatt der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie mit Sitz in Berlin in die Hand gedrückt. Wohlgemerkt der Deutschen Gesellschaft und nicht etwa der Österreichischen Gesellschaft. Auf alle Fälle steht auf diesem Datenblatt geschrieben, dass nur Patienten mit einer schweren Reaktion auf Polyethylenglykol und Tromethamin/Trometamol vorsichtig sein müssen bzw. nicht geimpft werden dürfen.
Nina: Ja, das ist doch positiv. Warum bist Du dann so lustlos? Wegen der klaren Antwort oder weil wir in Österreich dem Erfahrungsschatz der Deutschen trauen?
Ich: Schön, dass Du das Kind gleich beim Namen nennst. Ja, es macht mich traurig, lustlos und wütend zugleich, dass wertvolle Informationen in Österreich „untergehen“ oder erst gar nicht adressiert werden und über Banalitäten oder Idiotien tagelang diskutiert wird.
Nina: Ja, so ist das nun mal das Leben. Aber worauf willst Du eigentlich hinaus?
Ich: Ich meine, dass es immer schwieriger wird wertvolle Informationen über öffentliche Institutionen zu erhalten. Ich gebe Dir ein Beispiel. Meine Freundin Ilse hat vor kurzem im Gesundheitsministerium angerufen. Nach wenigen Sekunden meldete sich ein Mann mit den Worten: „Regierungsgebäude, was kann ich für Sie tun?“ „Oooohhhh“, entfuhr es Ihr überrascht. „Hat Herr Regierungsgebäude vielleicht auch einen Namen? Oder kann Herr Regierungsgebäude mich mit dem Gesundheitsministerium verbinden? Ich hätte da eine kleine Frage zu den FFP2 Masken.“ Die Antwort war wenig überraschend: „Ich arbeite für 6 Ministerien. Haben Sie etwas zu schreiben, dann gebe ich Ihnen eine Nummer. Meine Freundin bekam weder einen Namen, noch eine Abteilung, nur eine 0800er Nummer und die Anweisung sich mit dieser Nummer in Verbindung zu setzen.
Nina: Lacht. Also stimmt die Geschichte, dass Beamte in den Morgen mit folgenden Worten starten: „Lieber Gott mach mich nicht zuständig.“
Ich: Lache ebenfalls. Ja, wahrscheinlich. Ich würde so gerne wissen, weshalb uns österreichische Beamte für dumm erklären, falls Sie uns überhaupt etwas erklären und uns erzählen, wieso etwas nicht funktionieren kann? Uns aber niemals erzählen, wie etwas funktionieren könnte?
Nina: Ich liebe es, wenn Du Geschichten in einem Satz erzählst. Aber jetzt sag schon, was ist wirklich los?
Ich: Ich fürchte tatsächlich, dass wir im Sommer noch immer nicht geimpft sind. Was in Folge bedeutet, dass unser Geschäft weiterhin auf Eis liegt. Lesungen werden Mangelware sein und Teamentwicklungsprozesse in Unternehmen eine Rarität. Meine wöchentlichen Lesezirkel mit Volksschulkindern sind ebenfalls seit Monaten on hold.
Nina: Ja, das verstehe ich. Zum Nichtstun verdammt zu sein kann müde und lustlos machen. Aber Du kannst zumindest noch schreiben und Dich vermehrt Deinen Zeichnungen widmen. Und wer weiß vielleicht werden die Blogs ja bald in einem neuen Buch zusammengefasst. Ich würde mich freuen.
Ich: Ja, natürlich kann ich weiter schreiben, zeichnen, Spanisch lerne, meine Kreativität ausleben. Aber ein neues Buch, ich weiß nicht. Wenn ich sehe, wie schwierig der Verkauf von „hinreißend zerrissen“ ist.
Nina: Ja natürlich ist dieser Verkauf schwierig, vor allem da das Buch ja 5 Monate vor dem Corona Ausbruch auf den Markt kam. Ihr, Deine Partnerin und Du, alles in Eigenregie macht, keinen Agenten beschäftigt und viele der geplanten Lesungen sprichwörtlich ins Wasser fielen.
Ich: Ja, es ist diese Planlosigkeit die mich müde macht und die Unfähigkeit unserer Politiker uns eine Perspektive zu schenken. Nichts als heiße Luft. Hauptsache Kinder schieben Sie ab. Kinder, die hier geboren wurden, hier aufgewachsen sind und hier zur Schule gingen. Kinder deren einziger Mangel die fehlende österreichische Staatsbürgerschaft ist. Warum glauben die eigentlich, dass Sie sich von Ihrer Menschenpflicht loskaufen können? Nur weil Sie Hilfsgelder und Container nach Griechenland schicken?
Nina: Ja, wenn ich das wüsste. Aber wahrscheinlich sieht nicht nur unser Herr Bundeskanzler das spezielle Licht am Ende des Tunnels vielmehr auch unser Herr Innenminister. Diese Stadthallen Segnung entfaltet seine Breitenwirkung.
Ich: Hoffentlich wissen Sie, dass sie sich im Arlberg Tunnel (14 km) und nicht im Loibl Tunnel (1,6 km) befinden. Aber vielleicht richtet unser Bundeskanzler, inspiriert von dem Gebet das Fitzgerald für Ihn in der Stadthalle sprach, täglich folgende klare Worte an seine Mannschaft: „Vater, wir danken Dir. Für die Weisheit und die Klarheit selbst bei der Einfahrt in den Arlberg Tunnel das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Wen nicht wir, wer sonst……“
Nina: Lacht. Wen nicht er, wer sonst. Jetzt will er ja auch noch die Zulassung des Astrazeneca Impfstoffs beschleunigen.
Ich: Ja, nur dass dieser Prozess nicht in seiner Hand liegt und der EMA (European Medicines Agency) Zulassungsprozess zu Recht auch in diesem Fall ganz ohne Einmischung von statten gehen wird. Und weil er eine beschleunigte Zulassung nicht forcieren kann, wird er als nächsten Schritt den Sputnik Impfstoff in Österreich produzieren lassen. „Warum auch nicht?“ wird er sich sagen. „Mein Freund Viktor Orban hat Sputnik in einem nationalen Verfahren längst zugelassen…….“ Ich fürchte nur auch dieser Prozess wird ihm nicht gelingen, zumindest nicht in der gewünschten Schnelligkeit. Eine existierende Produktionsstraße (FSME Impfstoff, Orth an der Donau) umzubauen, wird viele Wochen, wenn nicht sogar Monate in Anspruch nehmen.
Nina: Ja, dann wäre es wohl klug gewesen diesen Prozess bereits letztes Jahr anzustoßen oder besser zu schweigen.
Ich: Und schon sind wir wieder bei den Beamten. Ein lieber Freund, ebenfalls Beamter hat mir einmal gesagt: „Weißt Du manchmal habe ich den Eindruck es gibt tatsächlich nur drei Vorgaben, wobei immer nur zwei davon gleichzeitig möglich sind: gut, schnell, billig
- gut + schnell = ist nicht billig
- gut + billig = ist nicht schnell
- schnell + billig = ist nicht gut
Und obwohl wir diese Information haben, wird meistens die 3.) Version gewählt.“
Nina: Bevor ich meine soeben gewonnene gute Laune wieder verliere, sollten wir aufhören. Es ist zu deprimierend. Ich schenk mir jetzt ein Glas Prosi ein….