Das Miteinander in Unternehmen wandelt sich, sprachen wir früher gerne von Diversität – oftmals im Sinne unterschiedliche Meinungen treffen aufeinander – sehen wir heute eine kulturelle Vielfalt in vielen internationalen und mittlerweile auch nationalen Unternehmen in Österreich.
Egal ob wir von Diversität oder kultureller Vielfalt sprechen, es geht hierbei immer um die Kommunikation mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen.
Früher dachten wir bei Diversität an Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Ethnie und vielleicht Religion, heute beschäftigen uns auch Themen, wie Arbeitsstil, Arbeitseinsatz, Wahrnehmungsmuster, Herkunfts- und Erziehungsmuster und nicht zuletzt der Umgang mit Frauen. 🙂
Ist der Umgang mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen also ein offener, ehrlicher und wertschätzender oder doch ein Witz?
Ein Witz kann, wie wir alle wissen, Identität stiften oder bösartig und denunzierend sein.
Wenn Sie es schaffen, gemeinsam wertschätzend über allfällig Trennendes zu lachen, schaffen Sie eine Verbindung, die Trennendes aufhebt. Das können Sie gleich an sich selbst oder noch besser in einer männlich geprägten Unternehmenskultur testen.
Ein Geschäftsführer lädt seine erste Führungsriege zum Outdoor-Training ein. Thema: Kreativität und Problemlösung. Die Manager erhalten folgende Aufgabe: Sie sollen die Höhe einer auf einem Feld befindlichen Fahnenstange messen. Dazu erhalten sie Hilfsmittel: ein Maßband, einen Stuhl, einen Tisch und eine Leiter. Der erste Manager klettert mit dem Maßband auf die Leiter. Und muss aufgeben. Er reicht nicht an das Ende der Fahnenstange heran. Der zweite stellt die Leiter auf den Stuhl. Aber auch er kommt nicht an die Fahnenstangenspitze heran. Der dritte stellt nun den Stuhl auf den Tisch und auf den Stuhl die Leiter. Wieder vergebens. Am Rande des Feldes steht kopfschüttelnd eine Frau. Als die Manager nicht mehr weiterwissen, geht sie zu der Fahnenstange, zieht sie heraus, legt sie auf die Erde und misst mit dem Maßband ihre Länge. Sagt ein Manager zum anderen: Typisch! Kein Wunder, dass es so wenige Frauen in die Führungsriegen schaffen. Wir sollten die Höhe messen! Nicht die Länge !
Natürlich kann dieser Witz auch in einer männlich dominierten Unternehmenskultur funktionieren und interkulturelle Beziehungen entkrampfen, vielleicht sogar eine verbindende, integrative Wirkung zeigen. Worauf kommt es also an? Auf unsere Gene ? Laut britischer Forscher kommt es nicht auf unsere Gene an, sondern auf die Erziehung und die Umgebung, in der wir aufwachsen und wo unser Humorverständnis gefördert wird, und wir Humor entwickeln können oder eben nicht.
Humor verbindet und erzeugt ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Solidarität. Wer sich in einer Gruppe von Fremden erfolgreich mit Humor einführt, hat die ersten Hürden genommen. Humor kann eine wertvolle Strategie für gesunde Geschäftsbeziehungen oder schlicht Arbeitsbeziehungen sein und damit für Unternehmen einen ökonomischen Nutzen bringen und eine Basis für interkulturelles Verständnis schaffen im Sinne von „die denkt ja gar nicht so viel anders“ oder „wow, wie ausdrucksstark, was steckt noch in dieser Person?“
Natürlich denken, handeln, fühlen Menschen aus anderen Kulturkreisen anders. Schließlich denken, handeln und fühlen ja auch wir Frauen andersJ.
Synergieeffekte zu nutzen, ein besseres Verständnis für einander zu erzielen, möglichst ohne betriebswirtschaftliche Reibungsverluste, das ist das erklärte Ziel von Humor und eine der möglichen Humorstrategien.
Um das zu erreichen, brauchen wir natürlich ein Wissen über die jeweilige Kultur, also wie tickt z.B. ein Slowake, ein Ungar, ein Syrer, ein russischer Homosexueller oder eine Frau?
Voraussetzung interkultureller Kompetenz ist die Flexibilität im Denken und ein Verständnis für andere Kulturen. Erlangen können wir dieses Verständnis wiederum durch die Bildung oder von Reisen ins Ausland. Außerdem braucht es eine gesunde Portion Selbstvertrauen und die Fähigkeit, den eigenen Standpunkt mit viel Respekt zu vermitteln.
Und wo bitte schön kommt jetzt der Humor zum Zug, höre ich Sie bereits fragen?
Ganz einfach. Humor, liebe Leserinnen und Leser, ist nicht nur eine Möglichkeit, über Trennendes gemeinsam zu lachen wie oben mit dem Witz der Fahnenstange erläutert.
Sondern Humor in kulturellen Beziehungen bedeutet auch, Fehler im Verhalten und in der Kommunikation mit Toleranz zu betrachten. Bei sich und bei anderen. Eine solche wertschätzende, humorvolle, fehlertolerante Einstellung kann der interkulturellen Kommunikation nur dienlich sein. Zum Beispiel wenn Sie knietief im Fettnapf stehen. Versuchen Sie nicht, krampfhaft Ihre Fehler zu vertuschen! Das klappt in den seltensten Fällen. Entschuldigen Sie sich lieber. Mit vielen tiefen Verbeugungen. Weil Sie nicht wussten, dass das Unkraut, auf das Sie gerade Ihren Koffer abstellten, ein 2000 Jahre alter Bonsai-Kirschbaum war. Seit Generationen im Besitz der Familie Ihres japanischen Geschäftspartners.
Selbstironisch spielen die Finnen seit Jahrzehnten mit ihrem Image als wortkarge „Hinterwäldler“, die gerne mal einen über den Durst trinken. Reflektierter Humor als Überlebensstrategie auch in schwierigen Zeiten – im hohen Norden funktioniert´s.
Und was würde ein Österreicher zur Frage „Wollen Sie Humor als Wert in Ihrer Unternehmenskultur verankern?“ sagen? Mit Sicherheit würde er antworten „Schau ma mal!“, was so viel bedeutet wie „Ich habe grundsätzlich Interesse, die Realisierbarkeit ist aber noch nicht gewiss.“