Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, ich habe Ihnen schon einmal davon erzählt. Wenn ja, dann tut es mir leid, aber es ist ein Thema das mich schon die längste Zeit beschäftigt und im Zuge von Corona wieder stärker in meinen Focus rückte.
Es geht um Regeln und ob diese Regeln für alle gelten? Es geht um unseren föderalen Verordnungsdschungel, um unterschiedliche Leistungen pro Bundesland, um Eintrittstests und Zutrittstests, um Impfneid und um die damit verbundene Impfreihenfolge und um Corona Geheimpläne. Corona Geheimpläne waren unserer Boulevardpresse letzte Woche tatsächlich eine Schlagzeile wert. Wieso diese Corona Pläne geheim bleiben sollen, erklärten sie jedoch nicht und wenn sie mich fragen, ist es auch nicht zu erklären, geschweige denn zu verstehen. Viele unserer Amtswürdenträger haben das Sprichwort: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ ja bereits zu 100 % verinnerlicht und obwohl sich Österreich und seine Politiker für die Geheimniskrämerei einen Oscar verdienen würden, dringen immer öfter neue Wirklichkeiten an die Öffentlichkeit. Wirklichkeiten, die zeigen, dass die einen gleich sind und die anderen gleicher.
Am vergangenen Donnerstag gegen Mittag kam mir diese Aussage wieder in den Sinn, als ich beim Radiohören dem neuen Song von Esra lauschte und in der Sekunde beschloss, über das soeben gehörte Lied meine Gedanken neu zu ordnen und nieder zuschreiben.
„Früher“, im April 2020, ging es um die Verweildauer im Freien, und ich weiß noch, wie sehr die Rebellin in mir kochte „Meine persönliche Freiheit bekommt Ihr nicht,“ war ein erster lauter Impuls. Heute ein Jahr später, sage ich mir immer noch: „Freiheit ist ein kostbares Gut “, aber Euer Vorteil heute: „Ich glaube daran, dass das Virus uns zwingt, und nicht die Regierung.“
Außerdem lebe ich im Speckgürtel von Wien. Ich gehe zu Fuß in die Wälder und beschreite Wege für die andere Menschen Tagesausflüge planen. Die Rebellin in mir ist sanfter und leiser geworden, nicht zuletzt weil ich erlebe, dass persönliche Freiheit, nicht losgelöst von der Gesellschaft gelingen kann.“
Ist es verwerflich keine Airbnb Touristen zu haben, im Home Office zurückgezogen zu leben und nur einen kleinen feinen Teil an Freunden zu treffen? Oder soll ich Regeln brechen? Reisen und damit riskieren angesteckt zu werden oder andere anzustecken? PCR Tests an Grenzen ignorieren und Corona importieren? Wer entscheidet ob Geimpfte den Flieger besteigen und Nicht-Geimpfte zu Hause bleiben müssen? Die Fluggesellschaft? Wer entscheidet, ob Geimpfte eine Kulturveranstaltung besuchen dürfen und Nicht-Geimpfte der Einlass verwehrt wird? Die Kulturtreibenden mit Ihrem Hausrecht? Wann ist eine Regel ein Privileg und wann wird Sie zur Benachteiligung?
Seit vielen Monaten wird gefordert, dass wir für die Ältesten, für die Schwächsten unserer Gesellschaft zu Hause bleiben und Maßnahmen mittragen. Wir tun das. Trotzdem tut es mir weh, wenn ich sehe, dass 80+ jährige keine Besuche im Spital empfangen können und für manche die Hilfe zu spät kam und Sie von Ihren Liebsten unangemessen zu Grabe getragen wurden.
Doch wieso kann es sein, dass wir ein Jahr später noch immer zwischen dem größten und kleinsten Übel abwägen? Und sobald wir uns für ein Übel entscheiden, nur verlieren. Wieso brauchen niederösterreichische Hochrisikopatienten für die Impfung eine ärztliche Bestätigung um 50 Euro? Weil Sie Niederösterreicher sind oder weil das Anmeldeformular diese Daten leider nicht speichern kann. Wieso können Jugendliche, die in Österreich geboren werden, hier aufgewachsen sind und die Sprache sprechen, abgeschoben werden? Weil Sie Pech hatten und hier geboren sind oder weil uns der Erfolg oder Misserfolg der Integrationspolitik der Vergangenheit einholt? Ein Übel jagt das nächste oder in diesem Fall das vergangene.
Doch die Seuche wird nicht gehen, denn der Virus war nicht einfach zu Besuch. Er ist gekommen, um zu bleiben und wird uns nur dann verschonen, wenn wir geimpft sind. Der Druck auf Ungeimpfte wird jedenfalls steigen, selbst wenn es keine Impfpflicht gibt.