Jaja, die berühmten zwei Orte …. WUHan, die chinesische Millionenmetropole, wo der Virus wissentlich 2019 ausgebrochen ist, eroberte schon um die Weihnachtszeit unseren Wortschatz. 2020 hat sich ISCHgl auf internationalem Niveau dazugesellt und sich auch außerhalb von Skifan-Kreisen rund um den Globus namentlich vorgestellt und berühmt gemacht.
Über Wuhan wurde im ORF medial sehr viel berichtet. Aber zu einer Oscar-verdächtigen Doku hat es nur unser Ischgl gebracht. 44 Minuten und 25 Sekunden Krimi-Spannung pur am 2.4.2020 auf ORF 2. Ich staunte mit offenem Mund und geschlossenem Denkvermögen – das muss erst verarbeitet werden! Die Doku bot wirklich alle Facetten des Krimi- und Thriller-Genres. Vom unheimlichen Arzt, der sich an seine von ihm unterzeichneten, ausgestellten Gesundheitsatteste nicht mehr erinnern kann, bis zum Gemeinderat, der ausschließlich aus indigenen Seilbahnmitarbeitern besteht, die mehr an einen Geheimbund als an gewählte Bürger-Vertreter erinnern, bis hin zu einem Bürgermeister, der tagelang untertaucht.
Sieht so neumodische Vermarktung von Piefkesaga-Identität aus? Oder handelt es sich doch um echte Mafiastrukturen inmitten einstiger natürlicher Bergdorf-Idylle? Mafia nein. Kann nicht sein. Nicht bei uns in der Alpenrepublik, also nicht in unserer Republik und schon gar nicht in unseren Alpen. Die ist doch woanders „dahoam“. Mein Zeigefinger bewegt sich klischeehaft gegen Süden. Was macht Ihrer? Zeigt der auch voreilig auf Italien, auf den Mafia-Klassiker in Europa? Am Stiefel und am sizilianischen Eiland sind sie doch zu Hause, die echten, berühmt berüchtigten Mafia-Clans und gefürchteten Paten, oder?
Einheimische Bergbahner und Nebenerwerbsbauern im Cosa Nostra-Kostüm, das hat was! „Bischt a Tiroler, bischt a Mensch, bischt koa Tiroler, bischt a ….“? Ja was eigentlich? Sechs Tage habe ich jetzt nachgedacht und die „Alpen-Doku“ wirken lassen. Jetzt weiß ich’s. Ambivalenz macht sich in mir breit. Du bist ein gut zahlender höchst willkommener Gast im Tiroler Skiparadies, ja, eine willkommene Alpinsport-Gans mit sehr vielen Party-Genen, die sich freiwillig rupfen lässt.
Mit Golden Amex und einer Urlaubseinstellung „was kostet die Welt“ nimmst du als Ischgl-Tourist und selbst ernannter Freiluftsport-Freak entweder auf einer herrlich warmen Arschheizung Platz, oder schlichtest dich stehend in eine stickige, dafür top-moderne Gondel, flitzt über perfekt präparierte Pisten, deren Dauer-Beschneiungen kein Energie-Morgen kennen, und amüsierst dich, aufgeheizt vom Tag, des nächtens in einem exquisiten Punker, auf den ein Ischgler Urgestein als stolzer „Hotel-Führer“ hinabblickt: „Jeder Mensch kennt unseren Nachtclub …“ Genau, „bischt a Tiroler, bischt a Mensch …“ ….
Ja, liebe Skigäste aus aller Welt, steht zu eurer freien Entscheidung „Skiurlaub in Ischgl“. Kein Mensch, kein Tiroler hat euch dazu gezwungen. Wie bei so vielen Freizeit-Aktivitäten, die wir uns übers Jahr gönnen, sollte es künftig in Ischgl, vielleicht auch auf den Märkten in Wuhan, heißen: „Betreten auf eigene Gefahr“! Denn mit dem Partyfinger auf einen selbst erwählten, gebuchten Urlaubsort zu zeigen und Sammelklagen einzubringen, halte ich für entbehrlich. Sammelklage gegen wen eigentlich? Gegen den Corona-Virus, den bösen Spitzbuben, der unsichtbar sein Unwesen treibt? Ihr hättet euch in Ischgl auch Syphilis holen können, beim regen Austausch von Körpersäften am „Ballermann der Alpen“. Schon mal drüber nachgedacht?